Farbabstandsformeln

Farbabstandsformeln benötigt man zur instrumentellen Bewertung von Farbdifferenzen – also farbmetrisch. Sie sind notwendig, weil der CIELAB-Farbabstand ΔE*ab für die meisten in der Qualitätssicherung von Lacken, Anstrichstoffen und Druckfarben nicht empfindungsgemäß gleichabständig in unterschiedlichen Regionen des Farbraums ist.

Mangelnde Gleichabständigkeit der CIELAB-Farbdifferenz

Der CIELAB-Farbabstand hat zwei Mängel:

  1. in unterschiedlichen Regionen des Farbraumes wird ein ΔE*ab unterschiedlich stark empfunden. Beispielsweise erkennt man ΔE*ab = 0,5 völlig problemlos bei einer pastelligen Rosa. Bei einem brillanten hochchromatischen Rot kann man ein ΔE*ab = 1,0 kaum erkennen.
  2. Mustert man Farben visuell ab, so ist in der Regel die Toleranz in Richtung der Helligkeit (ΔL*) anders als in Chromarichtung (ΔC*) oder in der Bunttonbeitragsdifferenz (ΔH*)

Damit der Farbabstand unabhängig von der Region des Farbraumes sowie richtungsunabhängig wird, muss der Farbraum durch eine Farbabstandsformel lokal verzerrt werden. Dies erfolgt durch die Anwendung einer der Farbabstandsformeln CMC (ΔECMC), CIE94 (ΔE94) oder CIEDE2000 (ΔE00).

Die DIN99o-Farbabstansformel erlaubt eine alternative Vorgehensweise die viel eleganter ist. Dabei werden die CILAB-Koordinaten (L*, a*, b*) in DIN99o-Koordinaten (L99o, a99o, b99o) umgewandelt. Der so gebildete Farbraum ist empfindungsgemäß gleichabständig für die kleinen in der Qualitätssicherung geforderten Farbabstände.

Die beste Übereinstimmung mit dem visuellen Empfinden hat heute die CIEDE2000-Formel, knapp gefolgt von der DIN99o-Formel. Der direkte Vergleich von DIN99o- und CIEDE2000-Formel ergab eine gute Übereinstimmung der beiden Modelle, mit nur geringfügig schlechteren Ergebnissen der DIN99o-Formel (deren Größe aber anwendungstechnisch praktisch nicht relevant ist). Die DIN99o-Formel behält aber die Definition des Farbabstandes als Differenz zweier Vektoren im Farb­raum bei, während die CIEDE2000-Formel diese Vektorbedeutung aufgibt.